 
 |
Erich Wilker
DENKEN ERSETZT DIE PERSPEKTIVE DES NATURRAUMES |
 |
|
|
Mit Eröffnung des Erich Wilker Hauses in Köln-Lohmar wird dem 1999 verstorbenen
Kölner Maler, Grafiker und Lyriker Erich Wilker für seine Begründung und Erneuerung
einer neuen Kunstform ein Ausstellungshaus gewidmet. Erich Wilkers Kunst war radikaler als
die "Moderne" selbst. Er zerstörte nicht das alte Weltbild in weitere Varianten "Moderner
Kunst", er erschuf ein neues Bild. Anstelle der Abstraktion des Naturraumes setzt Erich Wilker
"gedachte, neue Wirklichkeit".
Prof. Dr. Dieter Ronte, Direktor des Kunstmuseums Bonn, bezeichnet Erich Wilker heute als
einen der wichtigsten deutschen Künstler des letzten Jahrhunderts. Dr. Alfons Biermann,
Kunsthistoriker und ehem. Leiter des Bonner Kunstvereins, hebt ihn als Schöpfer und Vordenker
einer neuen Philosophie und Ästhetik hervor. |
 |
 |
|
|
Die ständige Gedächtnisausstellung im Erich Wilker Haus in Köln-Lohmar
vermittelt in einem anschaulichen und repräsentativen Rahmen die verschiedenen Schwerpunkte
seines künstlerischen Schaffens. Der Besucher kann auf 3 Ebenen die wesentlichen Perioden,
angefangen vom Jugendwerk über die NADA- und Konzept- Periode bis hin zu seinen Hauptwerken
in der Kunst und Lyrik anschaulich und im Lebenszyklus kennen lernen.
Das Anliegen dieser Gedächtnisausstellung geht allerdings viel weiter. Sie will Erich
Wilkers Kunst als notwendigen Schritt und Überwindung der flächigen und surrealen
Bildform des vergangenen Jahrhunderts mit weiteren Einzelausstellungen, Lesungen und Buchvorstellungen dokumentieren.
Erich Wilker greift mit seiner Kunst zunächst die Errungenschaften der modernenBildformen
bis zur ungegenständlichen Kunst auf. Zum Ende der 50er Jahre bildet sich bei dem 30-jährigen
Künstler der Wille zur Zeichnung noch konkreter: als autonome Kunst und Alternative zur
reinen Malerei und der zu dieser Zeit noch allgemein dominierenden Gegenstandslosigkeit (Indifferentismus).
Mit der 1960 beginnenden NADA-Periode (Nach der Abstraktion),
die sich stilistisch aus dem Tachismus heraus entwickelte, greift Erich Wilker im Gegensatz
zur Kunst-Hegemonie der ersten 3 Jahrzehnte nach dem Krieg und größtenteils experimentellen
Gegenstandslosigkeit, einen neuen Weg zur Gegenständlichkeit auf. Das Motiv „Mensch und
Raum“ bleiben aber noch im Indifferenten und an die Fläche gebunden.
Ab 1964 setzt Erich Wilker ganz neue Schwerpunkte. Er verzichtet hierbei bewusst auf Atmosphäre
und allzu viel Farbe und Dekorationen, um über die Konzentration einer Form und Linie
eine neue Bildform und Bild-Sprache zu finden.
1967 entsteht die „Konzept-Periode“ ; Arbeiten, die durch einen
puristischen Strich Aussagen zur Gesellschaft enthalten. Mensch und Umwelt werden das zentrale
Bildthema.
Erich Wilker reflektiert so über seine eigene Vergangenheit und die Entstehung einer
neuen Gesellschaft. Er beschreibt Typisierungen und überträgt diese in allgemein
gültige neue gegenständliche Formensprachen, deren Ursächlichkeit jedoch, soweit
übersetzt, schon fast wieder gegenstandslos ist. Ab 1970 verdichten sich Form und Linie,
Mensch und Umwelt werden losgelöst der Bindungen des Naturraumes gefunden, eine neue
Kunstform entsteht. Die Perspektive des Naturraumes wurde durch das Denken ersetzt. |
 |
 |
|
|
BIOGRAFIE
12. Juni 1929 Geburt in Gadderbaum bei Bielefeld.
1943-45 |
Kinderlandverschickung ( KLV) nach Jugoslavien/ Batschkat. |
|
|
1945 |
Erlebnis des Kriegsendes innerhalb der Fronten. |
|
|
1946 |
lebte Erich Wilker in Bielefeld im Elternhaus. |
|
|
1948 |
Studium des dialektischen und historischen Materialismus. |
|
|
1948/49 |
erstes Atelier in Bielefeld. |
|
|
1950 |
Mitglied im Berufsverband bildender Künstler. Der 19-Jährige orientierte sich
an deutschen Expressionisten wie Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff und August
Macke. |
|
|
1951 |
Heirat mit Gisela Grimm. |
|
|
1953/54 |
eingeschriebenes Mitglied in der Werkkunstschule Bielefeld. |
|
|
1954 |
Umzug ohne Familie nach Köln. |
|
|
1955 |
Umzug mit Familie nach Bensberg bei Köln. |
|
|
1958 |
Umzug nach Köln-Nippes. |
|
|
1960 |
eigenes Atelier in der familiären Wohnung. Erste Konzentration der autonomen
Phase. Beginn der NADA-Periode, Abkehr vom Indifferentismus des sich etablierten Kunst-Marktes
in Deutschland. |
|
|
1966 |
Umzug nach Köln-Seeberg. |
|
|
1967 |
Beginn der Konzept-Periode. |
|
|
1970 |
Reise mit 10 Kölner Bürgern in die DDR. |
|
|
1970-80 |
über 100 Einzel- und Gruppenausstellungen in Galerien und Museen, ab 1973 auch mit Aktionskunst „no-revoluschen Schau“. Lesungen und
Beginn formativer Literatur. Objekte in Polyester, „Wegwerf-Kunst“, newcomer Thron, „Operation
Mofu“, Spitzenbremsen. Doppelhut-Aktionen = Symbol für Kooperation. 1974 Radierfolge „Cavitas & Oblivio“ und „Station Tiergarten“, „Texel-Story “, „SamsonDelila-Trail“,
„Pinte-Türk“. |
|
|
1976 |
Atelier in Calpe, Spanien. |
|
|
1980 |
ernste Krankheit, von der sich Erich Wilker nur langsam erholte. |
|
|
1988 |
neue Schwerpunkte im literarischen Werk. 1988 erscheinen die Bücher „100
plus 1 Texte“, Köln, 1989 „das & das“, Homburg, „so wie So“, Homburg. |
|
|
1990 |
weitere Aufenthalte im Krankenhaus. |
|
|
1990 |
Mauerbruch Berlin Tiergarten, Baumpflanzungen, Lesung vor dem ehemaligen Führerbunker. |
|
|
1991 |
erscheint das Buch „besessener als ich“, eine „Neu-Syntaxe Lyrik“ . |
Erich Wilker starb am 13.8.1999 in Köln.
© Stiftung Kultur und Design Haus Lohmar |
 |
  
|
|
|